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Geschichte berühmter Frauenzimmer
Bd. 1. A - B. 1772
http://books.google.com/books?id=0cI5AAAAcAAJ
http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bs...
Bd. 2. C - F. 1772
http://books.google.com/books?id=B8M5AAAAcAAJ
http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bs...
Bd. 3. G - L. 1775
http://books.google.com/books?id=gMM5AAAAcAAJ
http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bs...
(Mehr nicht erschienen.)
"Das männliche Geschlecht mag sich auf seinen vorzüglichen Verstand noch so viel zu gute thun, oder sich der Würde seiner Natur noch so sehr erheben, als sey es dadurch berechtiget, in der Schöpfung nicht allein oben an zu stehen, sondern auch von der andern Menschen-Hälfte, vom weiblichen Geschlechte, Verehrung und Gehorsam zu fodern; so hat doch, wie es scheint, die Ungleichheit zwischen beiden Geschlechtem ursprünglich nicht so wohl in der Ungleichheit ihrer geistigen Fähigkeiten, als ihrer leiblichen Kräfte bestanden. Die Stärke der Gliedmaßen des Mannes, die Majestät seines Ansehens, und sein ernster Anstand waren Eigenschaften, welche Achtung und Ehrfurcht heischten; sie setzten ihn in den Stand, die Gewalt, die ihm über geringere Kreaturen zu guten Absichten gegeben ward, auszuüben, und machten ihn zugleich tüchtig zu einem andern Theile seiner Pflicht, ich meyne, sein Nebengeschöpf, welches die Natur von feinerm Gewebe bildete, weil sie es zu Erfüllung solcher Pflichten bestimmte, die sich mit der Würde ihres Gatten nicht vertrugen, zu schützen, zu vertheidigen, zu nähren und zu erhalten.
Ob man nun freylich wohl zugeben muß, daß der Mann im Stande der Unschuld nicht allein mit der Oberherrschaft in der Regierung dieser Unterwelt bekleidet wurde, sondern auch die Kräfte seines Geistes größer und erhabner waren, als beym Weibe; so muß man doch zugleich bekennen, daß diese Kräfte nach seinem Falle merklich geschwächt, sein Ansehen verringert, und seine geistigen Fähigkeiten so verdunkelt worden sind, daß er von dem, was er zuvor gewesen war, wenig mehr übrig behielt. Und weit er dem verführerischen Geschwätze seines Weibes Gehör gegeben hatte, war es vielleicht kein geringer Theil seiner Strafe, daß er nachher sehen mußte, wie dieses Weib ihre Ansprüche immer höher trieb, Eingriffe in sein Ansehen that, und einige von den Vorrechten, die er so schimpflich verwirket hatte, an sich riß. Auf diese Weise scheinen beide Geschlechter, in Ansehung ihres Verstandes, so ziemlich aufs Gleiche gesetzt zu seyn: was aber das Aeußerliche anlangt, so bleibt der Mann an Stärke, Kräften und Tapferkeit noch immer dem Weibe überlegen; und dieß zu obgedachtem Zwecke, damit er jederzeit im Stande sey, seine schwächre Gehülfinn zu schützen und zu vertheidigen.
Wollten wir uns in der Geschichte nach Parallelen und Vergleichungen zwischen beiden Geschlechtern umsehen; so würden wir finden, daß die Natur dem weiblichen in Absicht auf jene edlem Kräfte des Geistes, die dem vernünftigen Wesen den Vorzug vor dem vernunftlosen Theile der Schöpfung geben, nicht minder günstig gewesen sey, als dem männlichen: und wenn sich von ersterm auch ja so viel Beyspiele nicht finden, als von letzterm; so lassen sich doch von diesem Abgange mancherley Gründe angeben. Die Erziehung des weiblichen Geschlechtes ist überhaupt zu enge eingeschränkt, und vornehmlich sind ihre Beschäftigungen immer zu sehr von der häuslichen Art gewesen; ja, in unsern neuern Zeiten der Schwelgerey und Zerstreuung scheint es gar, als dachten die Aeltern, wenn sie ihre Kinder nur könnten tanzen, nach der Mode sich kleiden, liebäugeln, und Bewundrer fangen lehren, so sey auch ihr Glück gemacht. Ihre Zeitvertreibe sind ganz naturliche Folgen von ihren Beschäfftigungen. Wann sie sich beym Nachttische vom Kopfe bis zu den Füßen mit allen Reizungen, die sie auftreiben können, ausgerüstet haben; dann thun sie ihre Ausfälle mit dem boshaften Vorhaben, so viel Unheil als möglich zu stiften, und versammlen sich zu dem Ende an den Orten, wo sie dieses am besten ins Werk zu richten denken, als in Schauspielhäusern, in Assembleen, in Garten und bey Spieltischen.
Das sind denn in unsern Tagen der Eitelkeit und Verschwendung die Vorzüge und gewöhnlichen Beschäfftigungen unsrer unsrer jungen Damen; aber wie unähnlich der Arbeit und dem Fleiße des Frauenzimmers vor hundert -oder etlichen hundert Jahren! Damals fanden Königinnen, Prinzeßinnen, und Damen von Stande den angenehmsten Zeitvertreib in ihrem Cabinet, in Erlernung alter Sprachen und in philosophischen Untersuchungen. Die Musen waren ihre liebsten Gespielinnen, und die schönen Wissenschaften der Garten, worinnen sie die schönsten Blumen brachen, ihren Geist zu schmücken, und allen ihren übrigen Vorzügen einen Glanz mehr zu geben. Bey ihrem Fleiß in den Wissenschaften vergaßen sie jedoch auch nicht die Pflichten des geselligen Lebens, sondern waren insgemein vortreffliche Hausfrauen, und verstanden sich weit besser auf die Haushaltung einer Familie, als man von unsern neuern galanten Damen rühmen will.
Was die Kinder solcher trefflichen Mütter anlangt, so können uns die Exempel in gegenwärtigem Werk hin und wieder belehren, wie glücklich ihr Loos sey. Eine Mutter, die den Werth nützlicher Kenntnisse zu schätzen weis, wird nie ermangeln, ihre jungen Seelen mit den auserlesensten Anfangsgründen derselben zu nähren. Sie giebt auf die Wendung, die Kräfte und Glänzen ihres Genies Acht, und richtet sich bey ihrer Auferziehung nach ihren verschiedentlichen Gaben. Sie weis, was es für Kenntnisse sind, die einen Mann vor Gericht, auf der Kanzel, im Senat und im Cabinet groß machen können; und versäumt nichts, ihre Kinder zu einem oder zum andern zu bilden, je nachdem es ihre unterschiedlichen Fähigkeiten und Neigungen erfodern. Sie irrt sich auch selten in ihrem Urtheil; ja, wir möchten wohl behaupten, wenn die Sorge für ihre Erziehung ihrem Vater allein wäre überlassen geblieben, der so viel Gelegenheit nicht hatte, ihre natürlichen Neigungen zu beobachten; so würde er den Irrthümern in diesem Stücke weit häufiger unterworfen gewesen seyn, als ihre wachsame und kluge Mutter.
Die Seelen sind keines Geschlechts, sowenig als Witz, Genie, oder irgend eine der geistigen Kräfte; sie werden auch, getrennt von ihren körperlichen Gliedmaaßen, die sie einst bewohnten, sehr wahrscheinlich gleiche Rechte haben. Demnach muß die verschiedentliche Aeusserung der Kräfte der Seele, so lange sie im Leibe ist, von der verschiedentlichen Bildung der Gliedmaaßen abhängen, in welchen sie wirkt. So wie die Fasern des Gehirnes, (worein die Gelehrten den Wohnsitz der Seele gesetzt haben,) verschiedentlich gebauet seyn können; so sind auch die geistigen Wirkungen mehr oder minder stark, je nachdem das Behältniß mehr oder weniger tüchtig zu Aeußerung derselben ist. Daraus ergiebt sich, daß die geistigen Kräfte mit dem Geschlechte der Person, die selbige besitzt, keine Gemeinschaft haben, und nicht davon abhängen. Mithin erhellt auch, daß die Seele in dem Gehirn eines Weibes einen eben so schönen und geräumigen Wohnplatz haben könne, als in dem Gehirn eines Mannes; da die Art und Weise ihrer Thätigkeit, sammt den mancherley Wirkungen derselben, gänzlich auf der Gestalt und Bauart der organischen Gefäße beruht, welche die Seele bewohnt. Hieraus fließt ferner, daß es Narren und Gecken beiderley Geschlechts giebt; so wie Weisheit, Genie und Größe des Geistes beiden Geschlechtern gemein sind, und sich auch bey beiden in gleichem Glanze gezeigt haben.
Was nun die Sammlung von kurzen Lebensgeschichten, und einzelnen Anekdoten anlangt, die wir hier dem Publicum vorlegen; so mögen die Damen, deren Thaten oder Schicksale hier berichtet werden, für sich selbst reden. Aus den mancherley, guten und schlechten Rollen, die sie auf dem Schauplatze der Welt gespielt, und aus den verschiedentlichen Schicksalen, die sie gehabt haben, werden die Leser und Leserinnen, für welche diese Nachrichten gesammelt sind, hin und wieder, wie uns deucht, eine gute Lehre nehmen können.
Alle Artikel, das wissen wir, sind nicht von gleichem Werth; alle Frauenzimmer, die hier vorkommen, sind nicht in gleichem Grade berühmt, sind am Firmaments des Ruhmes Sterne von sehr verschiedner Größe. Das Berühmtseyn wird nicht allein von der Tapferkeit, und von großen Thaten verstanden, die in der Welt viel Aufsehen gemacht haben, sondern auch oft von hoher Geburt, von natürlichen großen Gaben, von erworbenen Verdiensten, von Tugenden, Lastern, Leidenschaften. In dieser Ausdehnung genommen, wird der Leser wenig vermissen. Einige lausend Artikel in etwan vier Bänden, wie dieser, werden ihm Gelegenheit geben, seinem Geschmack und seinen Neigungen zu folgen. Er wird kriegerische und beherzte Weiber, nebst den merkwürdigen Zügen sehen, welche sie charakterisiren; Königinnen und Prinzeßinnen, die vermöge ihres Ranges, oder vermöge ihrer persönlichen Verdienste eine Rolle in der Welt spielten; gelehrte Frauenzimmer, deren Talente ihrem Geschlechte so wohl, als ihren Zeiten Ehre machten; zärtliche oder barbarische Mütter, getreue oder flatterhafte Ehegattinnen, und wiederum eine gute Anzahl Frauenzimmer , die ihrer seltnen, und zum Theil gründlichen Frömmigkeit halben bekannt sind, und deren Andenken eine ganze Kirche, oder doch eine gutgesinnte Nachwelt verehrt, wie sie verdienen.
Man hat diesem Werke so viel Anmuth und Abwechselung zu geben gesucht, als die Materie litt. Der Verfasser des Dictonnaire Historique portatif des Femmes célebres. (Paris, 3 Bände in 12. 1769) hat, wie er sagt, aus allen bekannten Lobrednern des schönen Geschlechts, aus allen französischen Sammlungen, aus Journalen, und aus einer Menge Geschichten und litterarischen Werken geschöpfet. Ein Gleiches hat der Verfasser eines englischen Werkes gethan, das den Titel führt: Biographium faemineum, The female Worthies: or Memoirs of the most illustrious Ladies, of all Ages and Nations; und beide Werke sind von dem deutschen Herausgeber dieser Sammlung zum Grunde gelegt worden.
Gewisse Artikel können etwas zu weitläuftig scheinen; das Interessante, welches sie vor andern voraus hatten, verleitet am ersten, die Glänzen, die man sich anfänglich gesetzt hatte, zu überschreiten. Es können auch merkwürdige Personen übergangen worden seyn; aber man hat es nicht verredet, nöthigen Falls sie in Zusätzen und Verbesserungen nachzuholen. — Die Menge von Nachweisungen, die im gegenwartigen Bande hin und wieder den Platz wegnahmen, sollen in den folgenden entweder wegbleiben, oder mit kleinerer Schrift in Noten-Gestalt unter dem Text angezeiget werden. Daß aber dieser Band nicht mehr als die zween ersten Buchstaben des Alphabeths enthält, wird dem Leser nicht Wunder nehmen, der schon weis, daß in allen Arten von Wörterbüchern die ersten Buchstaben immer den meisten Raum wegnehmen.
Der Bequemlichkeit halber wird man bey Endigung des ganzen Werkes ein allgemeines Namen-Register dem letzten Bande beyfügen.
Leipziger Michael-Messe 1771."